Der Bundesparteitag war nicht nur Ort und Anlass, Positionen zu diskutieren und Beschlüsse zu fassen, vom Zusammenkommen selbst ging eine Botschaft aus: Mit strengen Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen sowie intelligenten Maßnahmen ist die Pandemie beherrschbar. So begann der Bundesvorsitzende Christian Lindner seine Rede mit den Worten: "Endlich wieder ein Bundesparteitag, liebe Parteifreundinnen und Parteifreunde!" Während Corona habe sich nämlich gezeigt, dass vieles auch online stattfinden könne, "aber eins haben wir auch gelernt: Die persönliche Begegnung, das persönliche Gespräch, die Begegnung von Mensch zu Mensch, die ist eben nicht digitalisierbar."
Von der Frage des Infektionsschutzes schlug Lindner daraufhin den Bogen zur zweiten großen Bedrohung, die Corona bedeutet: der schwersten Wirtschaftskrise seit Gründung der Bundesrepublik. Aber: "Unser Land war schon vor Corona in einem Strukturwandel", stellte er fest. Und, so Lindner weiter, "auf den Weltmärkten können wir nicht sicher sein, dass wir unseren Wohlstand in gleicher Weise verteidigen können, wie in den vergangenen Jahren." Die großen Veränderungen seien Risiko für Beschäftigung, für soziale Absicherung und für sozialen Frieden. Ein Wunder würde gebraucht, um der Veränderungen Herr zu werden. Nicht darauf zu warten, schlug er den Delegierten vor: "Wenn wir ein Wunder brauchen, dann arbeiten wir doch auch für ein Wunder, für ein neues Wirtschaftswunder in diesem Land." Corona habe gezeigt, was in uns steckt. Die Freien Demokraten streben nach der nächsten Bundestagswahl eine Regierungsbeteiligung an, um das Potenzial zu nutzen, das in Deutschland und jedem einzelnen Menschen steckt.
Der neue Generalsekretär Dr. Volker Wissing nutze seine Vorstellungsrede, um an die wirtschaftlichen Herausforderungen, die Lindner beschrieben hatte, anzuknüpfen, bevor er auf den Kern des liberalen Selbstverständnisses kam: "Diese Wirtschaftskrise, sie ist eine enorme Herausforderung, aber wir haben Grund, optimistisch zu sein," erklärte Dr. Wissing. Denn Deutschland habe schon einmal ein Wirtschaftswunder erlebt. Doch das "war weder Zufall noch wurde es vom Staat organisiert." Dr. Wissing empfahl, Menschen zu stärken, nicht staatlichen Einfluss zu vergrößern: "Damals waren wir erfolgreich, weil die Politik sich zurückgehalten hat," erklärte er. Kreativität und Einfallsreichtum jedes Einzelnen wurden freigesetzt. Und es fehle auch nicht der soziale Aspekt, denn "es ist weder sozial noch fair, nur das zu verteilen, was wir heute haben." Andernfalls sei auch kaum Hilfe für die Schwächsten möglich. "Lasst uns auf die Menschen zugehen, sie von der Kraft der Freiheit überzeugen," rief Dr. Wissing den Delegierten zu und schloss mit einem Plädoyer: "Die Freiheit ist immer eine Momentaufnahme. Wir können sie auf Dauer nur haben, wenn heute und morgen Menschen, mutige Bürgerinnen und Bürger, mit Leidenschaft für sie streiten. Menschen wie wir, Freie Demokraten."
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